Laotse und der Baum
Als Laotse mit seinen Jüngern unterwegs war, kam er eines Tages an einem Dorf vorbei, das von einem Wald umsäumt war. Dort waren einige Holzfäller dabei, unzählige Bäume zu fällen. Einzig einen mächtigen Baum ließen sie unberührt. Dieser war so groß, dass zehntausende Menschen in seinem Schatten Platz finden konnten. Der Meister bat seine Jünger nachzufragen, was der Grund dafür sei, dass der Baum verschont bliebe. Die Holzfäller sagten: "Dieser Baum ist völlig unbrauchbar. Man kann aus ihm keine Bretter anfertigen, weil das Holz zu löchrig ist, die Äste haben alle zu viele Knoten und als Feuerholz kann man den Baum auch nicht verwenden, da der Rauch schädlich für die Augen wäre."
Als Laotse das hörte, lachte er und erläuterte seinen Schülern: "Seid wie dieser Baum. Wenn ihr nützlich seid, werdet ihr zersägt und zu Möbelstücken verarbeitet. Seid ihr schön, wird man euch als Ware auf dem Marktplatz anbieten. Wenn ihr allerdings unbrauchbar seid, werdet ihr in die Länge und Breite wachsen und später vielen Schatten spenden können."
(Frei nach einer Zen-Erzählung aus "Tao: The Three Treasures, Volume 1")