Eine vernichtende Niederlage
Ein König versprach seinem Volk, dass er seine Feinde im Nachbarland vernichten werde. Das Volk würde dann nicht mehr unter den kriegerischen Vorstößen der Widersacher leiden müssen. Auch wirtschaftlich solle das Land dadurch wieder genesen und zu alter Größe finden. Die Menschen wussten um die Gerissenheit des Königs und waren bereits in festlicher Stimmung. Die Raffinesse des Königs würde sie bald zu einem kolossalen Sieg führen. Plötzlich kam aber das Gerücht auf, der König sei mit seinen Feinden an einem Tisch gesehen worden und er habe mit ihnen bis zum Exzess gefeiert. Missmut machte sich unter den Menschen breit und es kam zum Aufruhr. Man forderte, dass der König sein Versprechen halte und mit seiner Armee ins Nachbarland einmarschiere. Mit angsteinflößender Stimme wollte der König daraufhin wissen, was er versprochen habe. Die Menschen entgegneten mit Verdruss, dass der König ihre Feinde habe vernichten wollen. Da erklärte der König mit erhobenem Haupt, dass er mit seinen Feinden in der Tat an einem Tisch gesessen und mit ihnen gespeist habe. Man habe gelacht und alte Zerwürfnisse beigelegt. Er habe seine Feinde vernichtet, indem er sie zu seinen Freunden gemacht habe. Mit einem Male war das Volk ganz still.
(Frei nach einer Parabel von unbekanntem Verfasser)