Ein heimlicher Held
Im Kalten Krieg zwischen den USA und der UdSSR sammelten die beiden Weltmächte bei einem Wettrüsten ein Waffenarsenal an, dessen nukleare Zerstörungskraft ausgereicht hätte, den Gegner vielfach dem Erdboden gleichzumachen. Im Allgemeinen waren die politischen Spannungen zwischen den beiden Mächten ohnehin sehr hoch, doch im Jahre 1983 war das Verhältnis zum einen nach dem Abschuss eines koreanischen Linienfluges im sowjetischen Luftraum und zum anderen nach der Vorbereitung eines NATO-Manövers extrem fragil. Das Interpretieren der Informationen eines satellitengestützten Frühwarnsystems entschied in jenem Jahr über das Schicksal der Menschheit.
Am 26. September 1983 wurde Oberstleutnant Stanislaw Petrow vom sowjetischen Frühwarnsystem über den Abschuss einer und dann von vier weiteren US-Atomraketen informiert. Da die Zuverlässigkeit des Systems bereits in Frage gestellt worden war und Petrow nach dem Auslesen der Satellitenbilder des amerikanischen Abschussstützpunktes immer noch im Unklaren darüber war, ob es sich um einen tatsächlichen Erstschlag handelte, ging er von einem Fehlalarm aus und meldete den Vorfall als solchen der Militärführung. Hätte Petrow die Unwahrscheinlichkeit, dass Amerika lediglich fünf Raketen zur Vernichtung der UdSSR losschickt, ignoriert, hätte die Militärführung unter Umständen einen Gegenschlag einleiten können und es wäre nicht mehr ans Licht gekommen, dass das Frühwarnsystem lediglich Sonnenreflexionen auf Wolken fehlinterpretiert hatte.
Auch richtig: infrage gestellt