Der rettende Fisch
Ein Wanderer kam einst an eine Stadtmauer, wo er einen Mann sitzen sah. Diesen umgab eine Ruhe und Gelassenheit, die zum Nachdenken anregte. Anscheinend suchte der Mann nach der Erleuchtung und der Wanderer wollte gerne etwas von ihm lernen. Zögerlich fragte er den Sitzenden, wer er sei. Dieser antwortete, dass er ein Mönch sei, der sich in den Dienst alles Lebenden gestellt hätte, aber vor allem in den der Vögel und Fische. Der Wanderer erkannte ihre Gemeinsamkeiten, denn er war einst von einem Fisch gerettet worden. Der Mönch, der dies hörte, konnte seine Bewunderung nicht verbergen, denn obwohl er seit Jahren sogar beim Schlafen noch meditierte, war ihm etwas so Beglückendes noch nie passiert.
Einige Tage saßen die beiden zusammen und im Austausch miteinander lernten sie sehr viel. Dem Anliegen des Mönchs, die Geschichte um den Fisch zu hören, wollte der Wanderer aber nur mit Widerwillen nachkommen. Er erklärte, dass er glaube, seine Erzählung würde gegen die Lehren des Mönchs verstoßen. Nach stetem Beharren des Heiligen erklärte der Mann jedoch, dass ihm der Fang eines Fisches einst die Rettung war, weil er ihn aß und damit dem sicheren Hungertod entkam.
(Frei nach der Geschichte "Nasrudin in Indien" aus "Spirituelle Kurzgeschichten aller Völker und Zeiten")