Der Dieb und der Meister
Ein Zen-Meister rezitierte eines Abends Sutras, als ein Dieb mit scharfer Klinge ins Haus eindrang und mit vorgehaltenem Schwert nach Geld verlangte. Mit resoluter Stimme meinte der Meister: "Störe mich nicht. Das Geld liegt in der Schublade." Unbeirrt führte er daraufhin seine Rezitation fort. Der Dieb war fassungslos über so viel Kühnheit, nahm aber, wenn auch etwas verstört, das Geld aus der Schublade. In dem Moment unterbricht der Meister erneut sein Gebet und meint: "Nimm nicht alles Geld. Lass mir etwas, dass ich morgen meine Steuern zahlen kann." Der Dieb legte etwas Geld zurück und wollte gerade das Haus verlassen, als er hinter sich hörte: "Du nimmst mein Geld und bedankst dich nicht einmal?" Mittlerweile ernsthaft verängstigt(,) drückte der Dieb seinen Dank aus und verschwand.
Einige Tage später wurde der Dieb gefasst und unter anderem wegen des Einbruchs in das Haus des Zen-Meisters angeklagt. Doch in seiner Zeugenaussage erklärte der Meister: "Nein, dieser Mann hat mir nichts gestohlen. Ich habe ihm das Geld gegeben und er hat sich sogar dafür bedankt." Das rührte den Dieb so sehr, dass er seine Tat bereute, nach Verbüßen seiner Haftstrafe ein Schüler des Meisters wurde und viele Jahre später die Erleuchtung fand.
(Frei nach einer Zen-Geschichte von http://www.whatdoyouthinkmyfriend.com/Stories/thief.html)