Zwei Könige
Eines Tages erspähte der König der Affen am Flussufer einige Mangobäume. Da er Kenntnis über ein Königreich flussabwärts besaß, befahl er seinen arbeitsamen Untergebenen(,) alle Früchte zu pflücken. Auch wenn sie den Grund nicht verstanden, taten sie gehorsam, wie ihnen befohlen wurde. Doch eine Frucht übersahen sie und als diese in den Fluss fiel, trieb sie geradewegs auf den König der Menschen zu, der flussabwärts ein Bad nahm. Nachdem seine Minister die Mango vorgekostet hatten und sie sich als ungiftig erwies, nahm auch er ein Stück. Der König war so entzückt von der geschmacklichen Mannigfaltigkeit der Frucht, dass er sogleich seine Männer nach mehr ausschickte. Da er aber die Mangos nicht mit den Affen teilen wollte, richtete er ein Massaker an ihnen an. Zu Tausenden flohen sie und sahen bald einen Bambuswald auf der anderen Seite einer Schlucht. Der Affenkönig nutzte seinen gewaltigen Körper, um eine Brücke zu bilden. Aber einer der Affen, die über ihn trampelten, bohrte ihm aus lange währender Feindseligkeit einen Speer ins Herz. Der König ertrug die Schmerzen, bis alle gerettet waren. Gerührt(,) verschonte der Menschenkönig den Affen und fragte ihn: "Warum hast du dich als König für sie geopfert?" Die letzten Worte des Affen machten den Menschen fortan als gütigen Herrscher regieren: "Weil ich ihr König bin."
(Frei nach der buddhistischen Jataka "Die Erzählung von dem großen Affen")