Worte auf der Waagschale
Ein mächtiger Herrscher hatte einen Traum, in dem ihm alle Zähne ausfielen. Nach dem Erwachen ließ er sogleich einen Traumdeuter rufen. Dieser hatte den Traum sofort analysiert und erklärte händeringend: "Es ist wahrlich ein Unglück. Jeder verlorene Zahn steht für den Verlust eines nahen Angehörigen." Die Worte, dass dem Herrscher eine unschöne Zukunft bevorstand, waren dem Mann sichtlich schwergefallen. Der Herrscher war dennoch erzürnt über diese Deutung und befahl(,) dem Mann fünfzig Stockschläge zu geben.
Ein zweiter Traumdeuter wurde vor den Herrscher bestellt und dieser interpretierte den Traum in der Art, dass es ein großes Glück sei, da der Herrscher alle seine Verwandten überleben werde. Auf diese Worte hin hellte sich das Gemüt des Staatsoberhaupts auf und er gab die Anordnung(,) dem Traumdeuter fünfzig Goldmünzen aus der Schatzkammer zu geben. Als der Schatzmeister eine Weile stillschweigend und nachdenklich neben dem Traumdeuter gelaufen war, meinte er kopfschüttelnd, dass die Interpretation des Traums doch beide Male dieselbe gewesen sei. Daraufhin erklärte der Traumdeuter: "Worte müssen wohlüberlegt sein. Man kann vieles sagen, es kommt nur darauf an, wie!"
Auch richtig: wohl überlegt
(Frei nach einer Geschichte gefunden auf "www.engelbrecht-media.de")