Die dankbare Ameise
Eines Sommertages flog eine durstige Taube an einen murmelnden Bach, um ihren Durst zu stillen. Freudig gurrend hielt sie ihren Schnabel in das Wasser und trank nach Herzenslust. Dabei sah sie eine Ameise, die verzweifelt mit den Beinchen im Wasser strampelnd alle Mühe hatte, wieder an Land zu paddeln. Da brach die Taube einen langen Grashalm ab und warf ihn vor dem hilflosen Insekt ins Wasser. Die Ameise krabbelte auf den Halm und von dort mit Leichtigkeit an Land. Nachdem die Taube ihren Durst gelöscht hatte, flog sie auf einen dürren Ast eines nahen Baumes und sonnte sich.
Kurz darauf kam mit patschenden Schritten ein junger Jäger den Bach hinauf. Als er die Taube sah, spannte er siegessicher seinen Bogen. Aber die Ameise sah das empörende Vorgehen des Jägers und wollte ihrem gefiederten Retter zu Hilfe eilen. Sie biss dem Jäger ins Bein, der darauf erschrocken nach ihr schlug, aber sie um Haaresbreite verfehlte. Das klatschende Geräusch ließ die Taube aus ihrem Dämmerschlaf erwachen und davonfliegen.
Die Moral: Freundlichkeit kehrt stets zu einem zurück.
(Frei nach der Fabel "Die Taube und die Ameise" von La Fontaine)