Der Verräter
Ein Fuchs und ein Esel waren schon seit Jahren ziemlich gute Freunde. Gemeinsam gingen sie sogar auf Nahrungssuche. Als der Fuchs sich zeitweilig von dem Esel trennte, weil er einige Brombeeren erschnüffelt hatte, erblickte er plötzlich einen gewaltigen Löwen vor sich. Da der Fuchs wusste, dass ein Fliehen offenkundig unmöglich war, überspielte er sein Entsetzen und meinte unbekümmert: "Großer, barmherziger König, ich fürchte dich nicht. Doch sollte dich der Hunger plagen, kann ich dir meinen dummen Gefährten als Mahlzeit bringen." Der Löwe versprach, den Fuchs zu verschonen, wenn er im Gegenzug den Esel zu ihm führen würde. Darauf konnte der Fuchs den Esel tatsächlich mit einer List in eine Grube locken und schon kam der Löwe mit dröhnendem Gebrüll angesprungen. Allerdings stürzte er sich nun direkt auf den Fuchs. Die letzten Worte, die der verräterische Fuchs vernahm, lauteten: "Der Esel ist mir sicher, aber dich fresse ich wegen deiner Falschheit zuerst."
Die Moral: Den Verrat mag man ausnutzen, aber den Verräter mag man deshalb noch lange nicht.
(Frei nach der Fabel "Der Esel und der Fuchs " von Äsop)