Das Labyrinth des Lebens
Das Labyrinth hat den Menschen schon seit jeher fasziniert. Das Verlorengehen in einem Gebilde aus zahllosen Abzweigungen und Sackgassen und das letztendliche Herausfinden aus diesem befriedigt den Spieltrieb des Versteckens und Findens eines Ausgangs. Diese Form des Labyrinths ist vor allem durch den Kampf von Theseus gegen Minotauros aus der griechischen Mythologie bekannt.
Das Labyrinth wird aber auch als Sinnbild für psychische Vorgänge verwendet, beispielsweise das Verlorensein der Seele und das Zielsuchen im Leben. Genau in diesem Sinne hat sich die Kirche das Labyrinth zunutze gemacht. Es gibt viele mittelalterliche Kathedralen mit Fußbodenlabyrinthen, die Bußzwecken dienten. Dem Muster auf dem Boden folgend(,) wurde an verschiedenen Stationen zum Gebet Halt gemacht(,) und das Labyrinth symbolisierte dabei den Weg zur Erlösung der Seele.
Heutzutage sind vor allem begehbare Irrgärten bekannt. Die ersten von ihnen mit kopfhohen Wänden aus Hecken waren in Norditalien zu finden. Diese Irrgärten stellen aber eine Parallelentstehung dar und haben das tiefgehende Symbol des Labyrinths niemals verdrängt. Auch Esoteriker und das Christentum haben das Symbol nicht gepachtet. Das Abschreiten eines Labyrinths dient auch im Buddhismus der Meditation. Die Anziehungskraft des Geheimnisvollen und der sinnbildliche Gehalt des komplex verzweigten Lebensweges, die das Labyrinth-Symbol mit sich trägt, werden sicherlich auch zukünftige Generationen faszinieren.
Auch richtig: Verloren-Sein, zu Nutze gemacht